Die Pfarrer in Emsbüren
Jahr Name
1224 Ruland
1277- 1282 Priester Johannes
1290 Alexander Stencop
1374- 1387 Pfarrer Johannes
1387 Conradus (Pfarrverweser)
1388 - 1405 Stavenrock, Konrad
1405 - ? Lubbertus Vronden
1460 – 1498 Kopes, Johannes
1468 Mesmaker, Johannes (Vizecurator)
1503 Johann Luchtervoet
1509 Holtenberen, Johannes
1543 - 1558 Johann Elfers
1558 - 1568 Pastor Eilhartt
1568 - 1602 Georg Tebbelmann
1602 - 1616 Johannes Hoet
1616 - 1624 Veemers, Johannes
1624 -. 1630 Schulte Hermann
1631 - 1658 Otto Barckhaus
1661 - ? Bernhard Helmich
1676 -1710 Johannes Schulte
1710 – 1711 Forckenbeck Johannes Bernhard (Pfarradministrator)
1714 - 1742 Johann Gerhard Ruekamp
1742 - 1754 Judocus Henricus Wiedemann
1754 - 1784 Johan Hermann Varwick
1784 – 1785 Varwick J. W. (Pfarrradministrator)
1785 Bußmann, Christian
1785 - 1833 Rudolf Baalmann
1833 - 1876 Dr. Albert Deitering (1821 – 1831 Vikar, 1832 – 1833 Kaplan) s. unten
1876 - 1888 Johann Heinrich Hemker
1888 - 1901 Bernhard Schröder
1901 – 1902 Meyer, Ludwig (Pfarradministrator)
1902 - 1932 Msrg. Koiter, Gerhard
1932 - 1937 Pfarrer Holtel, Clemens
1937 - 1958 Dechant Josef Krämer
1958 - 1976 Hubertus Meyer zu Schlochtern (1938 – 1945 Kaplan)
1976 – 1984 Msgr. Meyer, Hermann
1984 – 1994 Leigers, Hermann Josef
1994 – 2004 Bartke, Johannes
2004 – 2014 Burke, Thomas
2014 Schwegmann, Stephan
Pastor Deitering war also insgesamt 55 Jahre im Kespel als Geistlicher tätig - sehr erfolgreich!
Darüber wird noch mehrfach zu berichten sein.
In seine Zeit fällt auch die besondere
Nükke un Tögge mit Pastor sin Koh
HH
Super –Gau in der Geschichtsschreibung um die Kirchengründung im Bürsker Kespel?
Ein Zeitungsartikel in der Lingener Tagespost vom 03. 06. 2017 aus der Feder von Heinz Krüssel deckte auf:
Emsbüren ist 362 Jahre jünger als gedacht
Wie konnte es zu dieser außergewöhnlichen Situation kommen?
Hermann Josef Niehoff vom Kirchenvorstand berichtete dazu bei einer persönlichen Begegnung am 06. März:
Pastor i. R. Johannes Underbrink erzählte vor einiger Zeit Pfarrer Schwegmann über einen wissenschaftlichen Artikel, der etwas phänomenal Neues über den Zeitpunkt der Kirchengründung in Emsbüren aussage.
Daraufhin ließ man von dort prüfen.
So heißt es dazu im Zeitungartikel:
Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat haben sich nach Auskunft von Pfarrer Schwegmann mit der neuen Gegebenheiten intensiv auseinandergesetzt. Zunächst habe man mit Historikern wie Georg Wilhelm vom Bischöflichen Archiv in Osnabrück, Andreas Eiynck vom Emslandmuseum in Lingen sowie Thomas Vogtherr, Professor für die Erforschung des Mittelalters an der Universität Osnabrück, gesprochen und um deren Einschätzung gebeten. Alle hätten bestätigt: Die Sachlage ist eindeutig, und die Urkunde von 819 ist eine Fälschung. Die Urkunde aus dem Jahr 1181 sei aber auf jeden Fall echt. In der Kirche zeugen der alte Taufstein und das zugemauerte Nordportal davon, dass es im 12. Jahrhundert bereits eine Steinkirche in Emsbüren gab.
Die Verantwortlichen in der Kirchengemeinde seien einstimmig der Meinung gewesen, dass man sich an der ältesten bekannten Urkunde orientieren werde. Die Geschichtsforschung könne nicht definitiv sagen, ob es im 9. Jahrhundert schon eine Kirchengemeinde und eine Kirche gab, wenngleich dieses angesichts der Christianisierung durch Ludgerus vermutet wird. „Wir können es aber nicht nachweisen", sagt Pfarrer Schwegmann.
Das bedeute auch, dass das angedachte Jubiläum 'im Jahr 2019 nicht stattfinden könne. In der Kirchengemeinde seien ebenso wie in der politischen Gemeinde sowie in Vereinen und Verbänden in Erinnerung an die gelungene 1175-Jahr-Feier im Jahr 1994 erste Überlegungen zu einer 1200-Jahr- Feier angestellt worden. Das nächste Jubiläum folgt im Jahr 2031: Dann wird ein „jugendliches" Alter von 850 Jahren gefeiert.
Woher kommen nun solche Informationen über diese unglaublichen „Fake News“?
Dort findet sich dieser Aufsatz:
Eine frühmittelalterliche Urkundenfälschung und die
Auswirkungen auf die Missionsgeschichte des Emslandes sowie
die Kirchen- und Ortsgeschichte von Emsbüren und Freren
von Sebastian Kreyenschulte
Seite 51 – 75
Woher kommen diese neuen Forschungsergebnisse?
Dieser Befund ist ein Teilergebnis eines größeren, von der „Deutschen Forschungsgemeinschaft"
unterstützten Forschungsprojektes zu den Urkunden Ludwigs des Frommen.
2009 wurden diese Untersuchungen unter Leitung des Diplomatikers Theo Kölzer
begonnen und 2016 mit der Herausgabe einer Zusammenfassung abgeschlossen.
Diese Veröffentlichung blieb jedoch bisher im Emsland anscheinend weitgehend unbekannt.
Schon früher war ein Verdacht aufgekommen!
Auf Auff älligkeiten an den äußeren Merkmalen der Urkunde hatte die diplomatische
Forschung bereits seit gut eineinhalb Jahrhunderten hingewiesen. Ihr galt die
Urkunde als Kopie, zuletzt als Scheinoriginal (Wolfgang Seegrün), das im späten 9.,
möglicherweise frühen 10. Jahrhundert als Ersatz des ursprünglichen Königsdiploms
angefertigt worden sei, aber inhaltlich kaum angezweifelt wurde.
Was entdeckt Theo Kölzer?
Theo Kölzer begründet nun seine Kritik anhand der äußeren Gestalt der Urkunde und den inneren Merkmalen, die in vielerlei Hinsicht den Fälschungsverdacht bestätigen. So galt etwa die Schrift der Urkunde in der Forschung lange Zeit als radiert. Allerdings zeigten sich bei genauer Inaugenscheinnahme keine Schriftreste einer älteren, vor der Neubeschreibung entfernten Schrift auf dem Pergament. Das stark geraute Pergament erzeugte nur den Eindruck, als sei eine vorherige Schrift abgekratzt worden.
Die Unterzeichnung des Diploms durch den angeblichen Stellvertreter des Kanzleichefs
der königlichen Schreibstube in der sogenannten Rekognitionszeile (Ich der Diakon
Durandus, bestätige [den Urkundeninhalt] anstelle von Helisachar) und das hierzu
gehörige Rekognitionszeichen ist nach Kölzer ein mangelhaft es Imitat, was sich an der
schlechten Ausführung der an dieser Stelle stets vorkommenden langgezogenen Schrift
(littera elongata) ausmachen lässt.
Darüber hinaus stimmen die in der Datumszeile der Urkunde angegebenen Regierungsjahre
Ludwigs des Frommen nicht mit der Indiktionszählung, einem bis in die
Antike zurückreichenden 15jährig neu festgesetzten und im Mittelalter zur Berechnung
des Kalenders weiter genutzten römischen Steuerzyklus, überein.
Zusammenfassung
Die Datierung ist in vielfältiger Weise fehlerhaft .
Kölzer fasst sein Urteil über das angeblich von Ludwig gegebene Diplom für Visbek
folgendermaßen zusammen:
Die Urkunde bemüht sich demnach redlich, wenn auch vergebens,
ein Original vorzuspiegeln, und angesichts des mangelhaften Ergebnisses dürfte
dem Fälscher ein solches tatsächlich nicht zur Verfügung gestanden haben.
Was heißt das für Emsbüren?
- Wie im Oldenburger Münsterland steht auch im Emsland die Geschichte der ersten Kirchen und der Mission auf dem nun brüchig gewordenen Fundament der gefälschten Urkunde.
- In der Tat ist das nun als Fälschung erkannte Ludwig-Diplom für die Kirche zu Visbek ein zentraler Pfeiler der Kirchengeschichte verschiedener Orte, darunter auch Emsbürens und seiner Pfarrei.
- Wendet man sich Liudgers vermeintlicher Missionstätigkeit in Emsbüren zu, die ja als Hinweis auf die stets angenommene Kirchengründung im frühen 9. Jahrhundert verstanden worden sein könnte, zeigt sich schnell, dass die historische Überlieferung den Vermutungen Grenzen setzt.
- Die ältesten schriftlichen Zeugnisse über die Emsbüren zugehörigen Siedlungen bzw. späteren Bauerschaft en Ahlde (Sahslingun/Aluðuuide) und Listrup (Lihtesthorp) werden zwar bereits im 9. Jahrhundert, in den ältesten Werdener Heberegistern (A1 und A3) aufgeführt, aber aus der Nennung der hier situierten, an das Werdener Kloster abgabepfl ichtigen Höfe ergibt sich noch keine Kirche oder eine Pfarrei Emsbüren. Im Jahr 1151 ist deren Siedlungsname Buren – „bei den Häusern“ – erstmals in einer Urkunde des Bischofs Werner von Münster bezeugt, der dem Kloster Asbeck unter anderem aus einem Hof (mansus) in Buren eine Geldzahlung leistet. Erst 1181 lässt sich die Pfarrei Emsbüren als in parochia de Buren urkundlich nachweisen, als der Oberhof (curtis) eines Alueric, gelegen in der Bauerschaft Mehringen (Maringen), eine Naturalabgabe abführen muss.
- Angesichts der erst im 12. Jahrhundert sicher bezeugten Pfarrei können also nur noch Spekulationen über das Alter der Kirche und der Pfarrei Emsbüren angestellt werden. Nicht alle sind sinnvoll. Der in der Urkundenfälschung des späten 10. Jahrhunderts dargelegte Ausschluss Saxlingas von der Immunität und dessen Rückkehr zur münsterischen Diözese kann jedenfalls beim besten Willen nichts zur Erhellung der frühen Kirchengeschichte Emsbürens beitragen.
- Diese Erkenntnisse werden freilich die lokale Geschichtsschreibung in nicht unbedeutender Weise beeinflussen und auch Auswirkungen auf die lokale und regionale Identitätsbildung in den urkundlich genannten (sowie manchen nicht genannten Orten) haben, die sich bisher auf das angebliche Ludwig-Dokument bezogen haben. Deutlich wird sich das künftig an dem Umgang mit den Orts- und Kirchenjubiläen erkennen lassen, die bisher von der Visbek-Urkunde geschultert wurden.
- Weil die Urkunde als Totalfälschung nun nahezu jeder Aussagekraft beraubt ist, werden sich aufihrer Basis folglich auch keine, vorher noch so naheliegenden Jubiläumsakte mehr zelebrieren lassen. Für Emsbüren bedeutet dies, dass es verfehlt wäre, 2019 das 1200jährige Pfarrei- oder Kirchenjubiläum aufgrund einer vermeintlichen Erstnennung im Jahr 819 zu begehen. Vielmehr muss die Pfarrei oder das Kirchspiel Emsbüren seine frühmittelalterliche Kirchengeschichte ins historische Dunkel entlassen und bis in das Jahr 1181, dem Zeitpunkt, an dem tatsächlich erstmals eine Pfarrei genannt ist, verkürzen!
BR
Bei einem Besuch in Münster fiel beim Blick auf die Bischofsresidenz (Generalvikariat) spontan auf:
Das heutige Pastorat in Emsbüren ist doch eine „Kleinausgabe“ dieser münsterschen Residenz - mit etwas Fantasie…
Die St.-Andreas-Kirche
Im Jahre 1949 erhält die Kirche die neuen Glocken
1950 erfolgt ein Innenanstrich
1987 wird der Kirchturm umfassend saniert