Auch aus der jüngeren Zeit gibt es viele Erlebnisse und Anekdoten zu erzählen.
Hier sollen besonders die "jungen Bürsker" angesprochen werden davon zu berichten.
Die 70er, 80er und 90er Jahre bieten viele Erlebnisse aus Kindheit, Schulzeit und Jugend.
Das Kleppen ist ein alter Brauch in Emsbüren und bereits Anfang des 19 Jahrhunderts erwähnt.
An den drei Kartagen vor Ostern treffen sich die Kinder mit ihren Holzklappern um 6 Uhr auf der Kreuzstraße und gehen nach dem „Ankleppen“ die dreimalige Runde: Die Lange Straße hoch, durch den Kolkweg und zur Kluse von Berge (ehemals „Judenkasten“). Stets wird im bekannten Takt laut gekleppt, nur vor dem Seniorenheim (damals Krankenhaus) bleibt man aus Rücksichtnahme leise.
Vor der Kluse halten die Jungen an und sprechen ein „Vater Unser“ sowie „Gegrüßest seist Du Maria“. Dann geht es durch das Pättken zurück über den Uphok ins Dorf auf die Kreuzstraße.
Mittags um 12 Uhr kommen die Kinder vor der Kirche noch einmal zusammen und gehen drei Runden um die Kirche.
Für die heranwachsenden Jungen des Ortes war das Kleppen immer ein ganz besonderes Ereignis und mit viel Aufregung verbunden.
Anfang der achtziger Jahre war es selbstverständlich zum Kleppen zu gehen. Es war ein kleiner Wettbewerb, als erster am Treffpunkt (Kreuzstraße) zu erscheinen, sodass einzelne bereits vor fünf Uhr (vier Uhr?) in der Frühe auf den Beinen waren. Durch gegenseitige „Signalgebung“ mit der Kleppe war es sofort zu erkennen und zu hören, ob jemand im Anmarsch oder schon am Treffpunkt war. Im Dorf zwischen den engen Häusern ist der Schall der Kleppe natürlich um so lauter und interessanter für die Jungen.
Es fiel ebenso der auf, der zu spät oder gar nicht erschien: Diese Kandidaten wurden von der versammelten Mannschaft „abgeholt“, d.h. vor dem Haus bzw. Schlafzimmerfenster wurde er lautstark wachgekleppt bis er auch wirklich dabei war.
Es waren etwa 30 Jungen, die älteren (meistens zwei der älteren Jungen) hatten eine Art Leiterfunktion, die jüngeren mussten sich erst einmal fügen. Eine besondere Ehre war es zudem, zum „Ankleppen“ bestimmt zu werden: Zwei Jungen mussten in wechselseitigem dreimaligem Kleppen das Signal zum Starten geben, und zwar um Punkt sechs Uhr morgens auf der Kreuzstraße.
Die Zeit vor dem eigentlichen Beginn des Kleppens wurde durch allerlei Streiche überbrückt, die sich Jungen im entsprechenden Alter einfallen lassen: Ein „Brauch“ war es gewesen, die einzelnen in der Frühe durch Emsbüren fahrenden Autos mit lautstarkem Kleppen anzuhalten und um eine kleine Unterstützung zu bitten. Diese wurde später z.B. in „Regina für alle“ investiert. Zu erwähnen ist, dass diese Sache wohlbekannt war und es keinerlei Beschwerden von Anwohnern oder Autofahrern gab, es „war halt so“.
Nur einmal war ein offensichtlich auswärtiges Fahrzeug (VW Käfer) aus der Richtung Hotel Möller kommend ins Dorf eingefahren (damals noch keine Einbahnstraße). Der Fahrer erschrak unter dem Eindruck der kleppenden Jungen anscheinend derart, dass der Boxermotor im Rückwärtsgang lautstark bis zum Friedhof zu hören war...
Am Donnerstag und Samstag ging man zu den ortsansässigen Bäckereien (Backjob – Sabel - Fröhlich), denn dort wurden um die Zeit frische Brötchen gebacken. Es war selbstverständlich, das die Jungen nach einem lautstarken „Konzert“ vom Bäckermeister ein Brötchen erhielten.
Durch Aufregung und Übermut stachelten sich die Jungen natürlich gegenseitig an, man wollte sich beweisen: Ein jährliches Ritual war der Klingelstreich bei einem älteren Herrn an Ecke Schüttorfer Straße / Kolkweg. Da dieser Herr bereits genau Bescheid wusste und oftmals mit einem Handstock hinter einer Ecke auf die Jungen wartete, war der Streich umso herausfordernder. Einige Male gelang das Entwischen nur um Haaresbereite. Die drei Kartage vor Ostern hat sich der Herr sicherlich rot im Kalender angestrichen!
Sobald jedoch das Kleppen begann, begingen die Jungen dieses mit der entsprechenden Andacht und Ernsthaftigkeit.
(OS)
Jung und Alt im Dorf in den 90er Jahren -
oder die "Lehrmeister der Unwiesigkeit"
Wer das Dorf Emsbüren in den 90er Jahren kennt, wird sich schnell an Gaststätten, Geschäfte und Personen erinnern, die diese Zeit mitgeprägt haben.
Grundsätzlich spielte sich das gesellige Leben an den Wochenenden und Feiertagen auch für die Jugend zum großen Teil in den Gaststätten ab, man verabredete sich dort oder ging einfach hin, da eigentlich immer bekannte anzutreffen waren (der Wirt oder das Personal inclusive...). So fragte man sich eigentlich selten „Wo gehe ich heute Abend hin?“ sondern es hieß einfach nur „Ich gehe ins Dorf!“.
Einige Jugendliche hatten ihren Treffpunkt in einem Raum oder einer „Bude“ und gingen dann gemeinschaftlich in die Gaststätten des Dorfes. Zeitlich gesehen begann es in der Regel recht früh, denn bereits ab etwa 19:00 Uhr war man unterwegs.
So kam es natürlich auch zu Kontakten zwischen den Generationen - gerade in den Gaststätten für das gesetztere Publikum – sodass Jung und Alt sich kennenlernten.
Nach einiger Zeit und im Rahmen der ortsüblichen Feiern war es für die älteren Herrschaften oftmals eine Freude, den jungen Bürskern eine Runde auszugeben, mit ihnen in Kontakt zu kommen und ihr „künstlerisches Können“ zu präsentieren, d.h. die obligatorischen „passenden Worte“ sowie Vorträge in Lied- und Gedichtform zum Besten zu geben.
Das unkomplizierte Zusammensein der Generationen beflügelte beide Seiten: Von den Jüngeren wurden diese Darbietungen bewundert – der vortragende Künstler hatte sein Publikum und den Applaus.
Namentlich seien hier besonders Heinz Fröhlich (Book Heine), Andreas Möller (Graes Bürken), Bernhard Silies (Schopper Bernd) und Heinz Hölscher (Tsching) erwähnt, aber auch viele andere, die über ein ausgeprägtes Können und das entsprechende Repertoire verfügten und als „Bürsker Originale“ bekannt waren.
In Emsbüren treffen sich die Generationen
Dieser für Emsbüren typische Humor färbte auch auf die Jüngeren ab, sodass die ortsspezifischen geselligen Verhaltensweisen,
die wahrscheinlich schon die Generationen vorher beherrschten, auch an die Nachwachsenden „vererbt“ wurden.
So gehören Lieder, Gedichte und Anekdoten wie z.B. „Das Lied vom Angelkahn“ oder „Die Olga“ und viele weitere Darbietungen zum generationsübergreifenden Repertoire.
Ohne es herauszufordern wurden die originellen Persönlichkeiten des Dorfes so zu den „Lehrmeistern der Unwiesigkeit“ für die jungen Bürsker – und so wird es hoffentlich noch viele Generationen bleiben.
(OS)
Emsbürener Kinderspiele - in alter Zeit
Wenn ich heute durch die Straßen von Emsbüren gehe sehe ich Kinder und junge Leute, die nichts anderes zu tun haben, als mit dem Handy zu spielen oder vielleicht auch einmal zu telefonieren. Vielleicht denkt so mancher: ja, die Zeiten haben sich geändert.
Dem stimme ich voll zu. Aber sind die Zeiten auch besser geworden?
Kommunikation, wie ich sie kennen gelernt habe, sieht aber anders aus.
Vor allen Dingen im jungen Leben. Wir haben noch von Angesicht zu Angesicht miteinander gesprochen. Wir haben auch noch miteinander gespielt. Sicherlich waren es andere Spiele als heute, aber sie waren gut für die Gesundheit und für das Miteinander.
Die Spiele fanden nämlich im Freien statt.
Was haben wir gespielt? Ich bin im 2. Weltkrieg geboren und jeder weiß, dass es nicht so viel Spielzeug gab. Also musste man die Spiele ausführen, die man selbst erfand oder von den älteren Kindern lernte.
Da ist sicherlich als erstes zu nennen:
„Verstecken spielen“.
Es wurde ein Gebiet im Ort abgegrenzt. Dort konnte man sich verstecken und wurde dann von einem gewählten Kind gesucht. Oftmals dauerte so ein Spiel bis in die Abendstunden.
„Räuber und Gendarm“.
Auch hier grenzte man den Bezirk ein. Es wurden zwei Gruppen gewählt. Die eine waren die Polizisten, die anderen Kinder die Räuber. Hatten die Gendarmen einen Räuber dingfest gemacht, wurde er eingesperrt. Das Gefängnis war meistens ein in Emsbüren so genanntes Petöllken, der nach innen verlegte Eingangsbereich.
Von den Erwachsenen wurde dieser Bereich abends genutzt, um sich nach draußen zu setzen und mit den Nachbarn zu klönen. Das Gefängnis musste natürlich von den Gendarmen bewacht werden. Trotzdem gelang es ab und zu, daß die Räuber einen der Ihren befreien konnten. So kann sich sicherlich jeder vorstellen, daß so ein Spiel lange Zeit in Anspruch nahm. Wenn man heute noch diese Spiele hätte, würde man so manchen Weg, der durch die Gärten führt, kennen lernen.
Ein Spiel, dass man heute nicht mehr spielen sollte, hiess: "Kriegserklärung".
Vielleicht wäre es heute ein Spiel mit anderem Namen. Z. B. Immobilien abjagen. Auf einem Platz wurde ein Viereck abgegrenzt und in vier gleiche Flächen geteilt. In der Mitte wurde ein ca. 1 m großer Kreis gemalt. Ein Mitspieler erklärte nun den Krieg gegen ein anderes Land indem er einen Ball in den Kreis warf. Der Angesprochenen musste versuchen den Ball zu fangen bevor er ein zweites Mal den Boden berührte. Die anderen liefen in verschiedene Richtungen. Schaffte er das, rief er „Stopp“, die Mitspieler mussten stehen bleiben. Jetzt hatte er das Recht mit einem Anlauf drei große Schritte zu Machen. Der Ball musste nun durch die ausgebreiteten Arme des Mitspielers geworfen werden. Bei Erfolg konnte er mit einem Stab dem Mitspieler ein Stück seines Areals abzuzeichnen. Hatte man den Ball nicht sofort gefangen, musste man von diesem Standpunkt werfen. Wer nach vorher festgelegten Versuche den größten Landanteil hatte war der Sieger.
„Pundstück- Zucker- klattken“
Waren am Nachmittag nicht so viele Kinder da, dass sich diese Spiele machen ließen, war Einfallsreichtum gefragt. So kam es dann zum „Pundstück- Zucker- Klattken“. Es wurden ein paar stapelbare Steine gesammelt und aufgebaut. Als Oberstes wurde ein kleiner Stein, der „Koks“ aufgelegt. Aus einer Entfernung von ca. 10 Metern wurde dann mit dem „Pundstück“ versucht, den Stapel umzuwerfen. Das „Pundstück“, nach Möglichkeit ein schöner runder Feldstein wurde natürlich versteckt, um beim nächsten Spiel wieder mit dem gleichen Stein werfen zu können. Hatte nun einer den Stapel umgeworfen, musste er versuchen diesen so schnell wieder auf zu bauen, das keiner der Mitspieler den Koks nehmen konnte. Er bekam zum Aufbau natürlich einen kleinen Vorsprung.
„Bickel bastern“:
Dazu gebrauchte man einen etwas dickeren möglichst runder Stein und viele Murmeln. In den Boden wurde ein Loch gebuddelt. Einer der Mitspieler stellte die Murmeln (Knicker) zur Verfügung und warf sie in das Loch. Dann warf der Spieler, der die Murmeln stellte, als erster aus ca. 10 Meter Entfernung so, dass der Stein ca 5 m vor dem Loch liegen blieb. Die nächsten Mitspieler mussten nun versuchen mit ihrem Stein den vorgelegten „Bickel“ so zu treffen und zu treiben (bastern), dass er in das Loch fiel. Dafür erhielt er eine festgelegte Zahl an Murmeln. Wer dieses nicht mit einer festgelegten Anzahl an Würfen schaffte, musste die Anzahl an Murmeln in das Loch geben.
„Ringe jagen“: Der Erfindergeist war immer gefragt. Was macht man mit einem Fahrradreifen bei dem die Speichen fehlten? Man stellte sich zu zweit oder mehr Kindern auf und versuchte nun mittels eines kurzen Stockes den Ring voran zu treiben. Durch anhalten des Stockes rechts oder links an den Reifen, konnte man diesen auch steuern. Wer das vorgegebene Ziel als Erster erreichte konnte sich „feiern lassen“. So sah früher die „Formel 1“ aus.
„Eckenstein“.
Man musste zu viert sein. Ein Quadrat wurde auf einer freien Fläche in den Sand gekratzt. An jeder Ecke stellte sich ein Kind auf. Die fünfte Person musste ins Quadrat. Nun versuchten die Vier die Person mit einem Ball zu treffen. Nach dem Treffer wurde gewechselt. Das besondere war natürlich der Ball. Hatte man einen defekten Fahrradschlauch ergattert, wurde dieser in kurze Stücke geschnitten. Diese wurden nun immer wieder übereinander gezogen, bis so etwas wie ein Ball entstand. Heute würde man sagen: ein Flummi. Man kann sich vorstellen, dass ein Treffer auch schon mal mit Schmerzen verbunden war. Aber das steckte man ganz einfach weg.
„Pinndopp jagen“.
Das Kreiselspiel wird schon im 16 Jhdt. genannt. Man wickelte eine Peitschenschnur um den Kreisel um ihn dann mit einem schnellen Zug in Bewegung zu bringen. Damit der Pindopp (Kreisel) lange in Bewegung blieb musste man durch geschickte Peitschenhiebe nachhelfen.