Die Junggesellenfahne ist entstanden in der Schäffnerzeit von Heinrich Hölscher Sen.
Hermann Kamping berichtet:
Es gab damals bereits eine Fahne, welche aus einem Spültuch und einem Besenstiel bestand und „Kack de Malör“ genannt wurde (hat nix mit der heutigen Gaststätte Malör zu tun, die gab es damals noch nicht). Der Name "Kack de Malör" entstand, als der Fahnenträger "Dankelmanns Pitti" (aus der damaligen Klempnerei Dankelmann im Dalhok) mit der Fahne in der Kneipe Barkeling vom Tisch sprang, sich am Bein verletzte und schrie: "Kack de Malör..." Das war 1959.
Da dieses Stück aber nicht den Anforderungen genügte wurde im Stoffgeschäft Holterhus Fahneseide gekauft und der Schneider Köster damit beauftragt das Schnittmuster zu entwerfen. Zusammengenäht hat die Fahne Tentrups Mia für einen Kasten Pralinen.
Der Kommandeur des Schützenvereins Hans Albers unterstützte die an der Herstellung beteiligten mit Wurst und Kartoffelsalat. Hermann Kamping war zuständig für die "Projektion des ROLINCK-Emblems" auf den Fahnenstoff. Es musste damals alles per Hand aufgezeichnet werden.
Für das Rolinck-Emblem gab es von der Rolinck-Brauerei ein Fass Bier, welches bei der Einweihung der Fahne verköstigt wurde.
Der erste Nagel ist das Datum der Einweihung der Fahne - 1961. Die Fahne ist somit über 50 Jahre alt.
Das Fahne-Nageln verlief ursprünglich so, das die Schäffner nach der 1. Verkündigung
der Hochzeit in der Kirche (eine Hochzeit musste 3 Mal verkündigt werden,
falls bis dahin keine Widersprüche kamen, durften die Brautleute heiraten)
am Sonntagnachmittag zum Brautpaar gingen um zu gratulieren.
Da oftmals 2 - 3 Hochzeiten gleichzeitig verkündet wurden, hatten die Schäffner
ein hartes Programm und waren meist bereits beim 2. Gratulieren tüchtig erheitert.
Die Brautleute des 3. Gratulanten war daher oftmals sauer, da die Schäffner spät kamen und durch
den Genuss der ihnen angebotenen Getränke in "erhöhter Festtagsstimmung" waren.
Das Fässchen Bier fand meist am Montag statt und häufig gab es wochenlang ein oder mehrere Fässchen Bier,
die von den Junggesellen gerne angenommen wurden. Es mussten keine Einladungen geschrieben werden, durch
Mundpropaganda wusste jeder bescheid und so kamen oft 30 - 40, teilweise auch 50 Junggesellen, die wenig Geld und viel Durst hatten.
Das Fass Bier wurde ursprünglich von der Braut ausgegeben in einer Gaststätte ihrer Wahl, meist der Laden mit Kneipe wo auch eingekauft wurde.
Die Blütezeit des Fahnen-Nagelns und der Fässchen Bier ging bis in die 70er Jahre, (Schäffnerzeit von Book-Heine und Schopper-Bernd), in späteren Jahren wurde der Nagel auch mal vergessen und symbolisch wurde ein Bierdeckel mit den Namen der Brautleute auf die Fahnenspitze gehauen, einige Nägel sind durch den harten Gebrauch der Fahne bereits abgefallen und verloren. Teilweise kamen dann nur noch wenige Junggesellen und es wurde an der Theke ein paar Runden Bier ausgegeben. In jüngerer Zeit haben sich oftmals mehrere Junggesellen zusammengetan, um gemeinsam das „Fassbier“ zu veranstalten.
Die folgenden Bilder sind ein Eindruck aus der jüngeren Zeit
Die Fahne war oft verschollen, ist bislang aber immer wieder aufgetaucht. Sie wurde auf einer Versammlung des Schützenvereins sogar einmal für verbrannt erklärt, was tumultartige Zustände besonders unter der älteren Generation hervorrief (man erkennt daran die enge emotionale Bindung an diese Fahne, die mit Sicherheit viele Erlebnisse hinter sich hat…)
Wie sich herausstellte war es jedoch nicht so, sodass wir die Fahne heute unversehrt in unseren Händen halten können. Sie hat ihren festen Platz beim Vereinswirt "Emsländischer Hof" im Schaukasten neben der Bürgerschützenfahne gefunden.
(OS)
Das Einholen der Pfingstbuche am Samstag vor dem Pfingstfest läutet das Schützenfest der Emsbürener Bürgerschützen ein, wie alt dieser Brauch genau ist, kann man nicht mehr genau sagen.
Schon ein paar Tage vorher begeben sich die Schäffner des Vereins auf die Suche nach einem geeigneten Baum. Seit dem Jahre 1948 finden sie diesen regelmäßig beim Bauern Imming in Mehringen. Am Samstag nachmittags findet dann bei Imming der Besuch statt.
Dabei sind die beiden Schäffner und der Vereinswirt, der natürlich auch für die flüssige Nahrung zu sorgen hat. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es beim Sägen des Baumes fürchterlich „staubt“. Nach einigen Versuchen klappt es dann auch und der Baum fällt. Darauf muß natürlich ein Schnäpschen und ein Bier getrunken werden. Dabei haben Opa Imming und Immings Herm nicht weggeschaut.
Pfingstbuche 1949 - Kreuzstraße 1950 - Kirchenmauer vor Book (Fröhlich)
Nachdem der Baum dann, früher mit Pferd und Wagen, heute mit dem Traktor, zu Plagge (gen. Ackermann) gebracht wurde warteten dort schon die Junggesellen des Bürgerschützenvereins. Manchem Schäffner fiel es schon recht schwer, nach dem Fällen des Baumes und „Entstauben“ des Sägeplatzes, den Zug durch die Gemeinde zu begleiten. Um 20.00 Uhr ging es dann los; der Kreuzweg vorbei an 14 Stationen begann und es gab früher immer nur Schnäpschen zu trinken.
Wenn im Jahr vorher ein Junggeselle Schützenkönig war, nahm dieser auf dem Baum Platz. Das ungewohnte Trinken waren die Junggesellen nicht gewohnt und so manch einer kam nicht bis zur Endstation, dem Vereinswirt. Bei der Brennerei Kuipers wurde immer das Emsbürener Lied „Wie bint de Bürschker Jungen“, getextet und vertont durch „ Backebernds Iwi “(Wilhelm van Lengerich, Bäckerei), gesungen. Unterwegs wurde natürlich auch gesungen und zwar sang man Volkslieder. Diese Lieder lernte man auf dem „Fässchen Bier“, aber dazu später mehr.
Während man bis zur Gaststätte Kuipers nur drei Stationen zu bewältigen hatte, ging es nun Schlag auf Schlag. Zwischen Kuipers und der nächsten Kneipe, „Backebernds Kline“, war nur ein Haus. Von hier zu Sager gab es wieder nur ein Haus zwischen den Kneipen, um dann nach einem Zwischengebäude gleich bei zwei Kneipen zu landen, „Hungeling“ (früher Nadorf) und „Öhm Wilm“ (früher Hölscher). Hier schaltete sich auch schon mal die Gaststätte van Lengerich (gehörte zur Pflugfabrik) ein, so, daß man kaum noch dagegen trinken konnte. Aber es ging so weiter: Haus- Kneipe Kamphues, Haus Köster- Kneipe Hölscher. Endlich mal drei Häuser dazwischen, aber dafür gleich wieder zwei Gaststätten: Hotel Möller und Barkeling. Wenn das Fest im Hotel Möller stattfand war hier Endstation, ansonsten ging es noch bis Evering. Hier konnte man dann sagen: Es ist vollbracht. Aber der schwierigste Gang stand noch bevor. Die Buche musste aufgestellt werden, was mit Hilfe von Leitern und Seilen bis heute ohne grössere Schäden ablief. Der Pfingstsonntag war dann verdienter Ruhetag für alle Schützenbrüder.
Hier jetzt ein Bericht der lange in Emsbüren, von 1897 bis 1928, tätigen Lehrerin Frl. Röckener (1866-1954). Zitat: (original liegt vor). Abends vor Pfingsten wurden zwei Bäume geholt, eine Buche und eine Erle. Die Buche wurde vor dem Vereinslokal, die Erle auf der Kreuzstrasse aufgepflanzt. Dabei wurde gesungen, getrunken und um den Baum getanzt. Auch unterwegs wurde schon mal Halt gemacht und ein Schnäpschen getrunken. Die Bäume blieben stehen bis Schützenfest.(Dienstag). Dann wurde 3x herumgetanzt, getrunken und der Baum wurde verkauft. Das Geld kam in die Schützenkasse.
Das Schützenfest fand, wie auch heute noch, am Pfingstdienstag statt. Der Pfingstmontag war noch nicht in den Schützenfestablauf eingebunden. Die Pfingstbuche wurde am Mittwoch wieder zurück gebracht. Man feierte dieses tolle Fest wohl in alten Zeiten so ausgiebig, das es ab und zu ausartete. Es ging so weit, dass dieser Brauch auf das Bitten der Geistlichkeit abgeschafft wurde. Als Ersatz dafür machten die Emsbürener Schützen den Pfingstmontag zum Feiertag. Erst nach dem II. Weltkrieg im Jahre 1948 wurde auf der Generalversammlung beschlossen, das Einholen und Zurückbringen der Pfingstbuche wieder einzuführen. Schützenkönig wurde im Jahre 1948 der Uhrmachermeister Josef Hölscher, Königin war seine Frau Elisabeth. Als man am Mittwochmorgen an der Buche erschien, war der Schrecken groß. Die Buche war verschwunden. Nach einer Brandrede des späteren Bürgermeisters Franz Silies und einem Protestmarsch durch das ganze Dorf, hin zum Präsidenten Bernhard Tiemann wurde vom Holweg bei „Schmeings Kämpken“ ein neuer Baum gefällt und zurück gebracht. Eine alte Tradition war zu neuem Leben erweckt worden.
Pfingstmittwoch in den 1950er Jahren: Fällen der Pfingstbuche beim Festwirt Evering
und der anschliessende Weg durch das Dorf
Natürlich musste die Pfingstbuche auch wieder zurück gebracht werden. Sie wurde beim Festwirt „ amerikanisch“ versteigert. Der Auktionator sorgte dafür, dass immer ein Käufer aus dem Hagen den Zuschlag erhielt, um einen möglichst langen Weg, vorbei an allen Kneipen, zu bewältigen. Meistens war Opa Albers gen. „Pöttker Heine“ der Käufer. Unterwegs wurde an jeder Kneipe Station gemacht, ein Stück der Buche abgesägt, mit der Jahreszahl versehen und dann dem Wirt gegen Ausgabe einer Runde überlassen. An jeder Gaststätte wurde gesungen. Ein „Auserwählter“ vergab dann mit sehr lustigen Reden Orden an „Verdiente Schützenbrüder“. Allerdings gab es auch einmal eine Ausnahme: Man war mit der Buche In der „Lange Straße“. Die allseits beliebte Ordensschwester Dosithea fuhr mit dem Fahrrad die Straße entlang und wurde von „Book Heine“ (Heinz Fröhlich) angehalten und um einen Tanz gebeten. Sie stieg ab und tanzte nach der Musik des „Panik Orchesters“ mit „Book Heine“ den Schneewalzer. „Schopper Bernd“ (Bernhard Silies) hielt eine angemessene Rede und überreichte Schwester Dosithea einen übergroßen Orden. Eine tolle Bemerkung kam aus den Reihen der angetretenen Schützenbrüder: „Nun weiß ich auch wo der Name Ordensschwester herkommt“. Darüber hat selbst die Lingener Tagespost berichtet. Die Tradition des Pfingstmittwoch ist bis heute geblieben und wird hoffentlich bestehen bleiben. Die Pfingstbuche wird auch heute noch versteigert, aber nicht mehr durchs Dorf getragen. Aber der Gang durchs Dorf findet auch heute noch großen Anklang, auch wenn die Kneipen weniger geworden sind.
(HH)
Artikel aus der Lingener Tagespost vom 5.6.2000: "Schwester Dosithea tanzte mit Book-Heine Walzer"
Klenne kieken ow de Heimkehr van Olbers Herm
Klenne kieken -- denn Utdruck is vandage boale utstorven. Un wie sind in'n September 2016. Ik besochte miene Tante Mia un „Old Shatterhand“, mienen Onkel Hermann Albers. Se harren nömlick Hochtiedsdag un zwar den 65. Dat is ja wall wat besünners. Man kennen doot se sick all boale 90 Joar, denn se sind as Noaberskinner midden int Dörp upwassen. As mien Onkel Herm an'n 17. April 1947 ut de französische Gefangenschap utkneppen was, kamm he oabens late, noa denn Besök bi sein Süster Maria Tentrup, de noch up de Spoarkasse wohnden, bie us in'n Huse an. He harre dat inne französische Gefangeschap nich so heel schlimm. Nen Franzosen, dütschke Afstammung, heff em seggt:“ Hermann du musst abhauen. Ich gebe dir Kleidung, dass dich keiner als Soldat erkennt“. He göng nur nachts.
As erstes kamm he bie sein Süster Tentrups Mia an. He schellde anne Döre, Mia mök dat Fenter los un frogte: Wecker is dor. Die Antwort: Icke. Wer is icke? Dien Broar Herm.Se heff em nich forts erkannt. Man doar was de Freude groat. Dann göng et wieder richtung Öllernhus un sie Schwoger, Tentrups Bernd, göng met emm..Un so kloppte he oavens late bie us anne Kneipendöre. Wie satten alle bienene üm den groaten Ovven. Doar was et heller warm. Mien Vader, Hölschkers Franz, göng an de Döre, mök se son Endken los. Wat he doar söch, dat was een zerlumpten un utgemergelten Kerl. „Wie hebt all to un loat de kienene mer rin“. Mien Vader kreg erschütternde Wörder to hören, de ick nie vergetten kann. „Franz, kenns du mie dann nich? Ick bint doch - Herm“. He söch würklich toat bangewern ut. Aber doar wass de Freude heller groat. Onkel Herm wass nich noa Hus hen goan, weil he nich genau wüss wut üm siene Moader stönn. Se was heller krank. De Krankheet konn man nich richtich beschriewen. Ick wörde seggen et was de Sehnsucht noa ähre Jungs, de noch in Gefangenschapp wören. Mien Vader konn't awer nich loaten. Heimlich göng he dört Gastzimmer, sprüng över de Müre van „Bakkebernds Meiken“ (doar wohnt vandage Tünnen-Dankelmanns), un löp noa Olbers Oma un seggte er beschäd. Use Oma wörde up'n Schlag weert better. Aber datt hölt nich lange an, : se wörde weer krank, denn et fehlde immer noch eene van de Jungs. Use Onkel Herm erhöl sick drock. He föng bie Hoffjans an to arbäden un inne Nachtigallenstroate an to bauen. De Keller wörde noch van Hand utschacht.Es wass alles Klei un de Kerls harren oavens dat Gatt möh. 1951 was dann de Hochtied. Sess Kinner kamm'n up de Welt. Un de Ehe holt noch immer. Aber nu weer toat „Klenne kieken“. Also, et wörde richtich Hochtied fiert bie Hölschkers inne Kneipe un int Gastzimmer. Un noat Koffiedrinken göngt inne Nachtigallenstroate toat „Klenne kieken“. Man woll de Utstür bekieken, un tellen of ock genog Beddelaken un Tischdecken doar wören, denn de Taal was von Ort to Ort fastelegt.
H.H.
Das Kleppen Anfang der achtziger Jahre
Das Kleppen ist ein alter Brauch in Emsbüren und bereits Anfang des 19 Jahrhunderts erwähnt.
An den drei Kartagen vor Ostern treffen sich die Kinder mit ihren Holzklappern um 6 Uhr auf der Kreuzstraße und gehen nach dem „Ankleppen“ die dreimalige Runde: Die Lange Straße hoch, durch den Kolkweg und zur Kluse von Berge (ehemals „Judenkasten“). Stets wird im bekannten Takt laut gekleppt, nur vor dem Seniorenheim (damals Krankenhaus) bleibt man aus Rücksichtnahme leise.
Vor der Kluse halten die Jungen an und sprechen ein „Vater Unser“ sowie „Gegrüßest seist Du Maria“. Dann geht es durch das Pättken zurück über den Uphok ins Dorf auf die Kreuzstraße.
Mittags um 12 Uhr kommen die Kinder vor der Kirche noch einmal zusammen und gehen drei Runden um die Kirche.
Für die heranwachsenden Jungen des Ortes war das Kleppen immer ein ganz besonderes Ereignis und mit viel Aufregung verbunden.
Anfang der achtziger Jahre war es selbstverständlich zum Kleppen zu gehen. Es war ein kleiner Wettbewerb, als erster am Treffpunkt (Kreuzstraße) zu erscheinen, sodass einzelne bereits vor fünf Uhr (vier Uhr?) in der Frühe auf den Beinen waren. Durch gegenseitige „Signalgebung“ mit der Kleppe war es sofort zu erkennen und zu hören, ob jemand im Anmarsch oder schon am Treffpunkt war. Im Dorf zwischen den engen Häusern ist der Schall der Kleppe natürlich um so lauter und interessanter für die Jungen.
Es fiel ebenso der auf, der zu spät oder gar nicht erschien: Diese Kandidaten wurden von der versammelten Mannschaft „abgeholt“, d.h. vor dem Haus bzw. Schlafzimmerfenster wurde er lautstark wachgekleppt bis er auch wirklich dabei war.
Es waren etwa 30 Jungen, die älteren (meistens zwei der älteren Jungen) hatten eine Art Leiterfunktion, die jüngeren mussten sich erst einmal fügen. Eine besondere Ehre war es zudem, zum „Ankleppen“ bestimmt zu werden: Zwei Jungen mussten in wechselseitigem dreimaligem Kleppen das Signal zum Starten geben, und zwar um Punkt sechs Uhr morgens auf der Kreuzstraße.
Die Zeit vor dem eigentlichen Beginn des Kleppens wurde durch allerlei Streiche überbrückt, die sich Jungen im entsprechenden Alter einfallen lassen: Ein „Brauch“ war es gewesen, die einzelnen in der Frühe durch Emsbüren fahrenden Autos mit lautstarkem Kleppen anzuhalten und um eine kleine Unterstützung zu bitten. Diese wurde später z.B. in „Regina für alle“ investiert. Zu erwähnen ist, dass diese Sache wohlbekannt war und es keinerlei Beschwerden von Anwohnern oder Autofahrern gab, es „war halt so“.
Nur einmal war ein offensichtlich auswärtiges Fahrzeug (VW Käfer) aus der Richtung Hotel Möller kommend ins Dorf eingefahren (damals noch keine Einbahnstraße). Der Fahrer erschrak unter dem Eindruck der kleppenden Jungen anscheinend derart, dass der Boxermotor im Rückwärtsgang lautstark bis zum Friedhof zu hören war...
Am Donnerstag und Samstag ging man zu den ortsansässigen Bäckereien (Backjob – Sabel - Fröhlich), denn dort wurden um die Zeit frische Brötchen gebacken. Es war selbstverständlich, das die Jungen nach einem lautstarken „Konzert“ vom Bäckermeister ein Brötchen erhielten.
Durch Aufregung und Übermut stachelten sich die Jungen natürlich gegenseitig an, man wollte sich beweisen: Ein jährliches Ritual war der Klingelstreich bei einem älteren Herrn an Ecke Schüttorfer Straße / Kolkweg. Da dieser Herr bereits genau Bescheid wusste und oftmals mit einem Handstock hinter einer Ecke auf die Jungen wartete, war der Streich umso herausfordernder. Einige Male gelang das Entwischen nur um Haaresbereite. Die drei Kartage vor Ostern hat sich der Herr sicherlich rot im Kalender angestrichen!
Sobald jedoch das Kleppen begann, begingen die Jungen dieses mit der entsprechenden Andacht und Ernsthaftigkeit.
OS
Kirmes in Emsbüren und das Kirmeswagenzählen
Zu den größten und ältesten Festen in Emsbüren gehört die Kirmes. In alter Zeit fand die Kirmes am Sonntag und Dienstag statt.
Das rührte daher, daß in Emsbüren fast ausschließlich Katholiken wohnten, die am Sonntag außer füttern und melken keine Arbeiten verrichten durften. So konnten sie natürlich auch nicht das Vieh putzen, das sie auf dem morgendlichen Markt verkaufen wollten.
Also wurde der Markttag auf den Dienstag verlegt. So fand dann auch die anschließende Kirmes am Dienstag statt.
Die ersten Karussells waren natürlich handbetrieben.
Die Schaustellerfamilie Meyer aus Lohne i. Ol. kommt schon seit über 120 Jahren nach Emsbüren. Sie stand bis vor einigen Jahren immer auf dem Parkplatz der Bäckerei Fröhlich an der „Lange Straße“. Es entstanden natürlich zwischen den Schaustellerfamilien und der einheimischen Bevölkerung Freundschaften. So war zum Beispiel Helmut Fröhlich der Pate eines der Kinder aus der Familie Meyer. Das Aufbauen der Karussells war natürlich eine Knochenarbeit. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass die Familie Meyer beim Errichten des Pferdchenkarussels den Mittelmasten per Hand hochziehen musste. Dabei war jede Hilfe willkommen. Wenn die Kinder geholfen hatten bekamen sie von Franz Meyer eine Freikarte für eine Fahrt am Sonntag. Wir bekamen von den Eltern eine Freikarte für den ganzen Sonntag. Sie kostete 2 DM. Dann wurde so lange gefahren, bis einem schwarz vor Augen wurde. Damit war die Kirmes dann für den ersten Tag beendet.
Viele Freundschaften haben sich über Generationen gehalten. Als man vor einigen Jahren versuchte die Kirmes, die mittlerweile auch auf den Samstag ausgedehnt wurde, zu ändern, waren selbst die Schausteller dagegen den Kirmes Dienstag auf Montag vor zu verlegen.
Kirmessen gibt es nachweislich seit 936 n. Chr. Wie lange es die Emsbürener Kirmes gibt ist nicht genau bekannt. Sicher geht aus vorliegenden Urkunden des Richthofkaufes hervor, dass es bereits 1829 eine Kirmes in Emsbüren gab.
Auch aus der Kirmes haben die Emsbürener natürlich die ihnen eigenen Feste entwickelt. So ist am Abend vor dem Fest das sogenannte „Kirmeswagen zählen“. Die Kinder zählten in alter Zeit tatsächlich; aber die Erwachsenen zählten nur in den Kneipen entlang der Kirmesstrecke.
Heute ist das Zählen ein Bestandteil im Jahresablauf des Bürgerschützenvereins geworden. Man trifft sich auf der „Kreuzstraße (wo sonst), besucht und ehrt einen Schützenbruder mit dem Schützenvogel und geht dann zum gemütlichen Teil über.
Am Montag, wo ja bekannterweise keine Kirmes stattfindet, treffen sich die Schausteller zum gemütlichen Beisammensein. Auch das bekannte Panikorchester begleitet durch den Montagabend.
Wenn man sich in der heutigen Zeit die Fahrgeschäfte anschaut, ist man begeistert von so viel Technik, die in den Fahrgeschäften steckt.
(HH)
Historisches Dokument aus dem Jahr 1834 mit dem
Recht zum "Einsammeln des Stettengeldes auf der Emsbürner Kirmes"
(hier einsehen, Original liegt vor)
Kirmes in Emsbüren (1950/51)
Verfasser: nicht bekannt
Hochzeitsbräuche: Kranzbinden, Röschenmachen, Hahnholen und die "Burenhochtied in alter Zeit"
Ein Bericht aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts:
Hier schreibt die Lehrerin Fräulein Röckener zu Palmsonntag, Karwoche und Ostern.
Anmerkung:
Bis weit in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts galt für die Lehrerinnen auch noch eine sogenannte "Zölibatspflicht".